Sapphische Verwirrungen p2p
Ausstellung mit Ruxin Liu, ana zeno de courcy, Sasha Levkovich und Clara Mannott
21.01 - 04.02.2025
Der Queer Studies-Wissenschaftler Kadji Amin ruft dazu auf, „die universalisierenden Annahmen der taxonomischen Methode von innen heraus zu durchkreuzen, indem wir idiosynkratische Interpretationen und Übersetzungen generieren, die die epistemologischen und ontologischen Grundlagen der Taxonomie selbst sprengen.“ (Amin 2023) Sapphische Verwirrungen kommt diesem Aufruf nach, indem gemeinschaftlich die sapphischen Dimensionen von Intimität, Verbindung, Sehnsucht, Träumen und Sein ent- und verworren werden. Der Begriff Sapphisch leitet sich ursprünglich von der antiken griechischen Dichterin Sappho ab, die lesbisches Begehren und Liebe erforschte, hat sich jedoch zu einem Oberbegriff für ein Spektrum von Sexualitäten und Geschlechtern entwickelt. Die in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten erforschen Sapphisch als verkörpertes Wissen, Freundschaft, Gemeinschaft, Scham, Begehren, Scheitern, Fallen, Neid, Selbst und etwas, das immer in Bewegung ist und sich Eindeutigkeiten entzieht.
⁂
Ruxin Liu ist ein:e interdisziplinäre:r Künstler:in, deren:dessen Arbeit sich auf die Organisation von Workshops konzentriert, die sich mit negativen Emotionen und minoritären Perspektiven auseinandersetzen und Themen wie Macht, verinnerlichte Unterdrückung und das transformative Potenzial der Hoffnung erkunden. Angetrieben von einem persönlichen Wunsch, private Gespräche zu erweitern, arbeitet Ruxin mit Gemeinschaften zusammen, um Räume zu schaffen, die stillen Stimmen mehr Gehör verschaffen und neue Ressourcen in den Dialog einbringen. Die Workshops werden oft dokumentiert, um die einzigartige Energie der kollektiven Ermächtigung einzufangen, die konventionelle Wahrnehmungen von Konflikten in Frage stellen. Diese Dokumentation unterstützt nicht nur die Entwicklung der Workshops, sondern inspiriert auch neue Wege für einen sozialen und politischen Diskurs, in dem Kämpfe und Bestrebungen in der realen Welt erforscht werden. Die Ergebnisse dieser Erkundungen werden in Form von Bewegtbildarbeiten, einschließlich Video und 3D-Medien, sowie in Form reflektierender Texte geteilt, die einen vielschichtigen Ansatz zur Auseinandersetzung mit unterdrückerischen Realitäten liefern und eine ermächtigte Zukunft imaginieren.
⁂
ana zeno de courcy studiert Zeitbasierte Medien an der Hochschule für Bildende Kunst, Hamburg (DE), bei Prof. Kader Attia. Deren künstlerische Sprache offenbart einen gewissen Sinn für die Verletzlichkeit, Durchlässigkeit und Fragilität von Körpern. Durch eine performative, skulpturale und sprachliche Praxis zielt dey darauf ab, die Berührung zu einem Moment des zeitlichen Bruchs zu machen, indem dey Materialität und die Präsenz des Körpers in eine bedeutungsvolle Begegnung bringt. Deren materiellen Assemblagen fungieren als Beziehungssysteme, die in der Lage sind, metaphorisch als Leitung für den Körper zu fungieren. Viszerale Materialitäten, immersive Räume, in denen sich Spuren von Erinnerungen, unbewusste Wünsche und unsere eigene zerbrechliche Sterblichkeit widerspiegeln. de courcys Performances wurden unter anderem im Dose Projektraum, in den Deichtorhallen mit Chto Delat, ICAT Galerie und im Kampnagel in Hamburg (DE), in der Anomalie, im Haus der Statistik und bei Hosek Contemporary in Berlin (DE) sowie bei La Cambre in Brüssel (BE) gezeigt.
⁂
Sasha Levkovich absolvierte ihren Master in Theorie und Bildender Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst, Hamburg (DE), bei Bettina Uppenkamp und Simon Denny. In ihrer künstlerischen und theoretischen Praxis interessiert sie sich für die Ideen von Liminalität, verkörpertem Wissen, Gemeinschaftserfahrungen, Interpretation und der Materialität von Sprache. Um diese Konzepte darzustellen, wählt sie die Form von gefilmten und Live-Performances, Videoinstallationen, performativen Lesungen, Klanginstallationen, Text, Malerei und Stoffdruck. Ihre Arbeiten wurden mit unter im Goldenen Pudel, Kunstverein car port, ICAT Galerie, Galerie Hinten Links in Hamburg (DE); Württembergischen Kunstverein, Theater Rampe in Stuttgart (DE); und Kunsthalle Baden-Baden in Baden-Baden (DE) gezeigt. Ihre Texte wurden im Lerchenfeld Magazin 63, in Eject : Zeitschrift für Medienkultur und weiteren veröffentlicht. Sie wurde 2023 mit dem Deutschland-Stipendium und 2024 mit dem Georg-Panzeram-Stipendium ausgezeichnet.
⁂
Clara Mannott studiert seit 2018 an der Hochschule für bildende Künste, Braunschweig unter Donna Kukama, Corinna Schnitt und Zuzanna Czebatul. Dey studierte während dieser Zeit außerdem an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, an der École nationale supérieure des arts décoratifs in Paris, Frankreich und hatte eine Residency and dem Fabrica Research Center in Treviso, Italien inne. Deren Praxis ist gekennzeichnet durch das Erforschen queerer und spekulativer Erzählungen, die die Beziehung zwischen Körper, Natur und Gemeinschaft untersuchen. Durch interdisziplinäre Ansätze und infrapolitische Partituren erforscht dey subtile Gesten des Widerstands, die etablierte Strukturen in Frage stellen und neue Bereiche des Möglichen eröffnen. Deren Arbeiten wurden beim European Media Arts Festival/Campus, Osnabrück (DE), dem Braunschweig International Film Festival, Braunschweig (DE), dem Schnittraum, Braunschweig (DE), dem Spinnereirundgang, Leipzig (DE) und dem ENSAD, Paris (FR) ausgestellt. Außerdem war they Teil der Ausstellungen Sound of Sirens im Kunstmuseum Heylshof, Worms (DE), Ruins of Tomorrow in der Galerie oqbo, Berlin (DE) und Kinship FABRICA30, Fabrica Research Center in Villorba (IT).
⁂
Diese Ausstellung ist im Rahmen des Kunstraum.p2p Formats kuratiert und organisiert von Sophie McCuen-Koytek und Linn Felgendreher.