(Kolonial)Archäologie und zeitgenössische Kunst

Ein Künstler*innenkolloquium
20. Juni 2017

Das Künstler*innenkolloquium geht aus dem Seminar »(Kolonial)Archäologie und zeitgenössische Kunst« im Modul »Praxisfeld Kunst« hervor. Nachdem das Seminar sich bislang vor allem mit der Kolonialgeschichte der Archäologie im Mittleren Osten und in Ägypten befasst hat und mit den Verbindungen zwischen Imperialismus, Kapitalismus und Archäologie, präsentieren drei Künstler*innen ihren Bezug und Umgang mit Archäologie. Dabei geht es um die materiellen, historischen, ökonomischen und geschlechtsspezifischen Bedingungen und Aspekte von Archäologie als Praxis zur Rekonstruktion von Vergangenheit. Diskutiert wurde bislang: Wie wird das Objekt der Archäologie konstituiert? Welchen ökonomischen und machtpolitischen Interessen diente die Archäologie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts? Welche Ethik der Archäologie wird heute vertreten? Welche Rolle spielen Museen und der Diskurs des Kulturerbes in der aktuellen politischen Situation – insbesondere im Zusammenhang mit der Kriegssituation in Syrien? Die drei Künstler_innen erweitern diesen Rahmen und stellen vor, mit welchen künstlerischen Mitteln sie sich auf Archäologie beziehen.

Simon Wachsmuth zeigt »Where We Were Then, Where We Are Now?« – eine Installation, die auf der documenta 12 (2007) zu sehen war. Sie beschäftigt sich mit dem Apadana-Relief in Persepolis (Iran) und Mosaiken aus Pompeji unter der Frage von Geschichtsschreibung und Vergangenheitsbezug – vor allem im Hinblick darauf, von wessen Vergangenheit wir sprechen, wenn »die Vergangenheit« rekonstruiert wird.

Mathilde ter Heijne stellt »Experimentelle Archäologie« (2006 bis heute) vor – Titel der Arbeit und gleichzeitig Name eines Verfahrens, das von Archäologen wie Kriminologen zum Nachvollzug von Geschichte(n) benutzt wird. Aus einer dezidiert feministischen Perspektive, die in der Archäologiegeschichte weitgehend fehlt, hat sie zusammen mit einer Gruppe prähistorische Fruchtbarkeitsstatuetten nachgebrannt und ein schamanistisches Ritual im Schwarzwald initiiert.

Jan Peter Hammer zeigt seinen neuen Film »The Dig« (2017). Dieser Film ist Teil des fortlaufenden künstlerischen Forschungsprojekts »The Art of War«, das sich mit dem illegalen Handel von Kulturerbe befasst. Das Video »The Dig« dreht sich dabei um die Situation in Nord-West-Bulgarien, dessen archäologischer Reichtum seit dem Zusammenbruch der Sowjet Union systematisch geplündert wurde.

Programm

14 Uhr
Simon Wachsmuth »Gesten und Ruinen – Vom Sichtbaren und Unsichtbaren«

16 Uhr
Mathilde ter Heijne »Experimental Archeology – The Ontology of The In-Between«

18 Uhr
Jan Peter Hammer »The Art of War – Archäologie und die Verdrängung des Staates durch nichtstaatliche Akteure«Die Veranstaltung ist öffentlich.

Im Anschluss:
Biergarten oder Pons – je nach Wetter.