Ethnologische Museen und Erinnerung
Screenings von Anja Goebel, »Le terrain du peuple« & 2015 und Mathieu Kleyebe Abonnenc, »Secteur IX B«, 2015
19. und 26. Januar 2016
Seit Alain Resnais’ und Chris Markers Film »Les Statues meurent aussi« von 1953 sind ethnologische Museen wiederholt zum Gegenstand künstlerischer und filmischer Kritik geworden, wobei es zumeist um die zweifelhafte Herkunft der Objekte als koloniale Beute oder Sammelgut geht. Im Rahmen der Lehrveranstaltung »Kunst und Ethnologie. Geschichte einer Wechselbeziehung im 20. und 21. Jahrhundert« finden am 19.1. und am 26.1.2016 zwei Filmscreenings statt. Beide Filme führen die von Marker/ Resnais begonnene Kritik auf jeweils andere Weise fort.
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»Le terrain du peuple«, 2015, Dokumentarfilm, 35 Min.
Ein Film von Anja Göbel in Anwesenheit der Regisseurin
Dienstag, 19. Januar 2016, 14:15h
Was, wenn auf einem afrikanischen Museumsgelände mehr Bäuerinnen bei der Arbeit anzutreffen sind als Besucher in der Ausstellung? Wenn ein übernommenes westliches Museumskonzept in Widerspruch mit den lokalen Traditionen gerät? Und eine dörfliche Gemeinde Anspruch auf dasselbe Stück Land erhebt, auf dem die Nation repräsentiert werden soll? »Le terrain du peuple« porträtiert das Nationalmuseum Burkina Fasos aus verschiedenen Blickwinkeln und stellt die Frage, auf welche Art und Weise das kulturelle Erbe des westafrikanischen Landes angemessenen erhalten werden kann. Dabei greifen poetische, performative und dokumentarische Anteile ineinander.
»Secteur IX B«, 2015, Spielfilm, 42 Min.
Ein Film von Mathieu Kleyebe Abonnenc
Dienstag, 26. Januar 2016, 14:15h
Ausgehend von »L’Afrique fantôme« (»Phantom Afrika«) – dem umstrittenen Tagebuch von Michel Leiris über die Expedition Dakar-Djibouti in den frühen 1930 er Jahren – kreist Matthieu Kleyebe Abonnencs erster Spielfilm um Identität, kulturelle Aneignung und die Übermittlung von Erinnerung durch Objekte. Der französische Künstler und Filmemacher hat sich bereits in früheren Arbeiten mit Kolonialgeschichte befasst, insbesondere mit den Dekolonialisierungsbewegungen afrikanischer Staaten in den 1960er Jahren und den Nachwirkungen der Kolonialgeschichte in Form von kultureller Identität oder kollektiver Amnesie.
Zum Film: Die Recherchen von Betty, einer französischen Anthropologin, konzentrieren sich auf Erinnerungen an die Dakar-Djibouti Mission. Zwischen IFAN Museum in Dakar und Musée de l’Homme in Paris sucht die junge Frau nach einer Methode für ihr Ziel: wissenschaftliche Genauigkeit. Michel Leiris’ Tagebuch »Phantom Afrika« wird ihr dabei zur Obsession. Der Film versucht politische Themen, deren Echos nach wie vor in den nationalen und internationalen Beziehungen des heutigen Frankreichs spürbar sind, mit wissenschaftlichen und künstlerischen Herangehensweisen zu verknüpfen.