Ecologies of Existence. Art and Media beyond the Anthropocene

Internationales Symposium
30. Juni bis 2. Juli 2016

mit Matthew Fuller (Goldsmiths, University of London), Jennifer Gabrys (Goldsmiths, University of London), Baruch Gottlieb (Telekommunisten, Berlin), Erich Hörl (Leuphana Universität Lüneburg), Knowbotiq (ZHdK, Zürich), Elke Marhöfer und Mikhali Lylov (Berlin), Stamatia Portanova (Orientale Napoli), Rasa Smite (Rix-C, Riga), Vicky Temperton (Leuphana Universität Lüneburg) und Alanna Thain (McGill University, Montreal)

Die Situation auf unserem Planeten wird als eine Krise wahrgenommen: ökologisch, wirtschaftlich und mental. Während die Auswirkungen und die zerstörerische Kraft der Umweltveränderungen im Diskurs über das Anthropozän neue Aufmerksamkeit erhalten, wird die Krise andererseits zur Rechtfertigung für erweiterte Kontrollmechanismen. Wir befinden uns in einer eng verwobenen Erzählung einer vernetzten, allumfassenden (menschlichen) Bedingung, die von einem operativen Management von Komplexitäten und deren präventiver Nutzung von Affekten durchdrungen ist. Gegen eine bloße Kapitulation vor diesen lähmenden Prozessen, aber auch gegen eine Form der kapitalistischen Subsumtion des Ökologischen als Etikett für alles, wollen wir auf dem Begriff der Ökologie als Konzept und Praxis bestehen, die sich jeder Form von Universalität verweigert. Gegen diese Totalität von Krise und Kontrolle sowie Anpassung und (Nicht-)Nachhaltigkeit fragen wir uns, wie Ökologie als ökosophische Praxis zu einer konstruktivistischen und transversalen “relationalen Generativität” entlang heterogener Existenzweisen und ihrer Ökologien wird.

Wir bringen Protagonisten aus der Medienökologie, der biologischen Ökologie und den Öko-Medien-Diskursen zusammen und fragen: Welche Arten von Praktiken und ästhetischen Strategien könnten uns eine transversale Ökologie ermöglichen? Was bedeutet ökologische Existenz und wie entwickeln sich Ökologien der Existenz? In einer Welt, in der Begriffe wie Natur oder Umwelt ständig revidiert werden und die Sorge um unsere Mitgeschöpfe zu kompliziert und anstrengend erscheint, wollen wir herausfinden, wie Kunst und Medientechnologien relationalere Existenzweisen und ihre Ökologien mitgestalten können.

Während der drei Tage des Symposiums konzentrieren wir uns auf vier Dimensionen, die in enger Resonanz zueinander stehen:

  1. Wie können wir den Begriff der Ökologie “ökologischer” denken? Wenn wir die Verflechtung zwischen sozialer, mentaler und ökologischer Ökologie betrachten, müssen die Begriffe Umwelt und Ökologie als materieller Grund der planetarischen Existenz neu überdacht werden.

  2. Welche Auswirkungen hat das Sammeln, Überwachen und Interpretieren (Kuratieren) von Daten in Bezug auf die ökologischen Bedingungen? Wie können wir die Zweiteilung zwischen interpretativem Wissen und den tatsächlichen Nutzungsprozessen überwinden?

  3. Wie kommt es zu Modi ökologischer Praxis zwischen unterschiedlichen Wissensbeständen und Machbarkeiten? Was sind die Entstehungsbedingungen für solche interstitiellen Praktiken? Welche Funktion haben Kunst und Ästhetik für solche ökologischen Praxismodi?

  4. Wie können wir ökologische Praktiken mit und durch verschiedene Existenzweisen erzeugen, die in der Lage sind, relationale Zustände der Ko-Emergenz zu berücksichtigen?

Organisator*innen: Christoph Brunner (Archipelago Lab) und Yvonne Volkart (Basel)

Partner: Archipelago Lab, Digital Cultures Research Lab (DCRL), Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg