Die Regierung
Ausstellung
Mit Arbeiten von Ibon Aranberri (Bilbao), Maja Bajevic (Paris), Archiv Tucumán Arde (betreut von Graciela Carnevale; in Zusammenarbeit mit Alice Creischer und Andreas Siekmann), Alice Creischer (Berlin), Danica Dakic (Düsseldorf), Filmen von Maya Deren, Ines Doujak (Wien), Patrick Faigenbaum (Paris), Harun Farocki (Berlin), Peter Friedl, Andrea Geyer (New York), Filmen von Jean-Luc Godard, Dmitry Gutov (Moskau), Sanja Ivekovic (Zagreb), Emily Jacir (Ramallah/New York), Jocelyne Lemaire-Darnaud (Le Pré Saint Gervais), Rainer Oldendorf (Paris), Lisl Ponger (Wien), Florian Pumhösl (Wien), Alejandra Riera (Paris), Martha Rosler, Dierk Schmidt (Berlin), Allan Sekula (Los Angeles), Andreas Siekmann (Berlin), Simon Wachsmuth (Berlin), und anderen.
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Wie wollen wir regiert werden? - Mit dieser pikanten Frage wartete Michel Foucault vor rund einem Vierteljahrhundert auf. Damals begann sich die Erosion des Wohlfahrtsstaates westlicher Prägung eben abzuzeichnen; vom Kollaps der staatssozialistischen Systeme war noch nichts zu ahnen. Hält man sich an die spätmittelalterlichen Fresken zur guten und schlechten Regierung im Rathaus von Siena, wird man gewahr, dass jene eingangs gestellte Frage um vieles älter sein muss. Für Foucault und für Lorenzetti wie auch für diese Ausstellung gilt, dass Regierung als eine Form der mittelbaren Machtausübung gefasst wird. Nicht der so spektakuläre unmittelbare Zugriff staatlicher Instanzen auf ihre Bürgerinnen oder Nicht-Bürgerinnen ist gemeint. Nein, es geht - durchaus abstrakt - um Handlungen, die andere Handlungen (die Handlungsräume anderer) strukturieren. Wie der permanent geführte »Krieg gegen den Terror« zeigt, der immer wieder neue Zwangsmaßnahmen und Ausnahmezustände gebiert, oder wie die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen mit ihrem Effekt einer kollektiven Entsolidarisierung belegt, funktioniert die mittelbare Regierung (leider, leider) ganz vortrefflich.
Nun bildet »Die Regierung« nicht nur das Sujet unserer Ausstellung, sie gibt ihr auch die Form vor. Gleich einem dreidimensionalen Film, der sich in Raum und Zeit dehnt und sein Publikum dabei mitentwickelt, werden die gleichen künstlerischen Arbeiten in unterschiedlichen Konstellationen zu einander in Beziehung gesetzt: mal dies mit dem, mal dies mit jenem. Denn es gilt Zusammenhänge sichtbar zu machen: einerseits zwischen geo-politischen Brennpunkten, die wie das Baskenland oder Jerusalem nicht viel mehr gemein haben, als dass sie sich an der gleichen Rationalität blutig schlagen - an der Unvorstellbarkeit geteilter Souveränität. Andererseits zwischen künstlerischen Methoden, die sich ganz unterschiedlichen Traditionen verdanken können und dennoch im Medium der Ausstellung miteinander kommunizieren.
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Konzept: Roger M. Buergel und Ruth Noack, in Zusammenarbeit mit Antke Engel und Jorge Ribalta und Nina Brodowski, Larissa Buchholz, Miren Etxezzareta, Marlene Heidel, Sonja Parzefall, Sophia Prinz, Joan Roca i Albert, Diethelm Stoller, Polina Stroganova, Wanda Wieczorek und Ulf Wuggenig
DIE REGIERUNG wird realisiert durch den Kunstraum der Universität Lüneburg in Kooperation mit dem Museu d’Art Contemporani de Barcelona, der Wiener Secession und dem Witte de With Center for Contemporary Art Rotterdam.