Souvenirs and Trophies
Vortrag und Werkpräsentation von Mark Dion (New York)
19. Juni 2003
Der amerikanische Künstler Mark Dion arbeitet seit mehr als 10 Jahren über die kulturelle Repräsentation von Natur und gilt international als einer der wichtigsten Vertreter der Kontext-Kunst. In diesem Jahr wird dem Künstler in Deutschland erstmals eine große, retrospektiv angelegte Wanderausstellung gewidmet (Villa Merkel, Esslingen; Bonner Kunstverein; Kunstverein Hannover).
Der Künstler nutzt bei der Realisierung seiner Werke Verfahren aus der Wissenschaft und Archäologie: er sammelt, archiviert, ordnet, vergleicht. Bei aller augenscheinlichen Nähe zum wissenschaftlichen Diskurs sind Mark Dions teils humorvolle, teils hintersinnige Installationen und Ensembles von Fundstücken, Präparaten, Gerätschaften und Wissenschaftsliteratur jedoch eines gerade nicht: naturhistorische Sammlung oder Teil eines Naturkundemuseums, sondern ironisch-allegorische Reflexionen über Ordnungs- und Sammlungsbegriffe dieser Erinnerungsapparate des kollektiven Wissens. Im Kern fragt der Künstler immer danach, wie wir überhaupt eine Idee von Natur entwerfen. Nach Dions Auffassung sagen taxonomische Ordnungssysteme, mit denen wir uns natürliche Prozesse erklärbar machen, eher etwas über gesellschaftliche und politische Ideologien aus als über die Natur selbst. Dions Installationen basieren auf kritischen Untersuchungen zu den Themen Umwelt und Ökologie (“Concrete Jungle”, 1992), Wissenschaftsgeschichte (“Scala Naturae”, 1994), Labor und Forschung (“Frankenstein in the Age of Biotechnology”, 1993, “The N.Y. State Bureau of Tropical Conservation”, 1992) und kulturellen Institutionen wie das Naturkundemuseum (“A Tale of Two Seas: An Account of Stephan Dillemuth’s and Mark Dion’s Journey Along the Shores of the North Sea and the Baltic Sea and What They Found There”, 1996).
In seinem Vortrag für die Universität Lüneburg wird Mark Dion einen Überblick über seine bisherige Arbeit geben und sein theoretisches Konzept erläutern. Im Anschluß ist eine gemeinsame Diskussion mit den Teilnehmern geplant.