In the Place of the Public Sphere / Publicum. Theorien der Öffentlichkeit
Buchpräsentationen und Diskussion mit Gerald Raunig (Wien), Simon Sheik (Malmö), Ulf Wuggenig (Lüneburg)
7. Juli 2005
Anlässlich des Erscheinens von zwei neuen Publikationen zu Theorien der Öffentlichkeit stellen die Herausgeber diese Bände zur Diskussion:
Simon Sheik (Hg.), In the Place of the Public Sphere. Berlin 2005 (B-Books)
Gerald Raunig und Ulf Wuggenig (Hg.), Publicum. Theorien der Öffentlichkeit. Wien 2005 (Turia + Kant)
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Nach einem Begriffsboom in den 1980er und 1990er Jahren scheint das Konzept der Öffentlichkeit in diskursiven und politischen Zusammenhängen einerseits zunehmend kritisch beleuchtet zu werden, andererseits als Referenzpunkt emanzipatorischer Praxen aus der Mode geraten. Im Kunstfeld hat sich zugleich ein zunehmender Trend der Adressierung von Teilöffentlichkeiten / Communities verbreitet, in der das einst emanzipatorisch verstandene Konzept der “Kultur für alle” in einen neoliberalen Kontext von Kundenorientierung und Publikumsfetischismus überzugehen droht.
Unter theoretischen Gesichtspunkten bewegen sich die Beiträge in den beiden Bänden nicht im scholastischen Bezugsrahmen der analytischen Philosophie oder der Theorie der “deliberativen Öffentlichkeit” im Sinne von Habermas, sondern in dem von feministischer Theorie, radikaler Demokratietheorie, kritischer Soziologie, Cultural Studies und Poststrukturalismus.
Der von Simon Sheik herausgegebene Band versammelt vor allem Positionen aus dem Feld der zeitgenössischen Kunst (mit Textbeiträgen u. a. von Miwn Kwon, Nils Norman, Bojana Pejic, Stephan Dillemuth, Charles Esche, Marion von Osten). Der von Gerald Raunig und Ulf Wuggenig herausgegebenen Band ist breit angelegt und nicht zuletzt von dem Interesse bestimmt, vernachlässigte bzw. schwach theoretisierte Bereiche des Öffentlichkeitsdiskurses einzubeziehen. Die Texte erstrecken sich auf Theorien der Öffentlichkeit im engeren Sinn (u. a. von Nancy Fraser, Paolo Virno, Linda Zerilli, Alex Demirovic, Stefan Nowotny), auf den Diskurs um Kunst und Öffentlichkeit (u. a. Oliver Marchart, Jorge Ribalta, Simon Sheik), auf die Thematik von Medien und Öffentlichkeit (u. a. Jim McGuigan, Craig Calhoun, Marion Hamm) und schließlich auf national und transnational agierende “Gegenöffentlichkeiten” (u. a. George Yudice, Marion Galindo), wobei auch grundsätzliche Problematisierungen von Theorien der Öffentlichkeit berücksichtigt wurden (u. a. Gerald Raunig).
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An der Diskussion mit den Herausgebern Gerald Raunig (Philosoph, Wien), Simon Sheik (Kunsthistoriker, Malmö) und Ulf Wuggenig (Soziologe, Lüneburg) nehmen als Gäste teil: Antke Engel (Philosophin, Hamburg), Kerstin Stakemeier (Kunsthistorikerin, Hamburg), Bettina Steinbrügge (Kunstwissenschaftlerin, Lüneburg) und Tanja Thomas (Medienwissenschaftlerin, Lüneburg)