Art at Auction. A Record of Records

Vortrag von Christophe Spaenjers
30. Mai 2014

Christophe Spaenjers ist ein belgischer Wirtschaftswissenschaftler, der im Feld der zeitgenössischen Kunst über seine historische Kunstmarktforschung bekannt wurde. »Art and Money«, in Ko-Autorenschaft mit William Goetzmann (Yale University) und Luc Renneboog (Universität Tilburg) publiziert, stellt einen der interessantesten kunstökonomischen Beiträge in jüngerer Zeit dar. Die Resonanz, die er erfuhr, ist nicht zuletzt auf die Rezeption durch die US-amerikanische Künstlerin Andrea Fraser zurückzuführen. Sie bezog sich auf die in dieser Studie auf der gesellschaftlichen Makro-Ebene aufgezeigten empirischen Korrelationen zwischen der Ungleichheit des Einkommens auf der einen Seite und den am Auktionsmarkt erzielten Preisen für Kunst auf der anderen Seite. Dies geschah nicht nur in ihrem weithin gelesenen Essay »L’1%, c’est moi« 1 – eine Anspielung im Titel gleichermaßen auf Ludwig XIV., Gustave Flaubert, die Forschung zu ökonomischer Ungleichheit des Thomas-Piketty-Netzwerkes und die Occupy-Wall-Street-Bewegung – sondern auch in ihrem künstlerischen Beitrag für die Whitney Biennale 2012 in New York. Darin schrieb sie: »Die rezente ökonomische Forschung hat den steilen Anstieg der Kunstpreise in den letzten Jahrzehnten direkt mit der wachsenden Ungleichheit verbunden, was aufzeigt, dass ein Zuwachs im Anteil am totalen Einkommen um 1% durch die 0,1% der Wohlhabendsten einen Anstieg der Kunstpreise um rd. 14% nach sich zieht« 2 .

Der Vortrag von Christophe Spaenjers, an den sich ein Workshop anschließt, wird sich auf die aktuelle Forschung stützen, die er gemeinsam mit William Goetzmann vorantreibt. Er beschreibt Ziele, Methodologie und Ergebnisse wie folgt: »Wir konstruieren eine Datenreihe von Auktionsrekordpreisen über mehr als drei Jahrhunderte. Wir nutzen diese neue Datenbasis als eine Linse, mit deren Hilfe wir das verfügbare Wissen über die Bedingungsfaktoren des Kunstpreises (und die für andere dauerhafte Luxusgüter) betrachten und reflektieren. Während hedonische Bewertungsmodelle einigermaßen vernünftige Beiträge für die Erklärung der Querschnittsvariation von Kunstpreisen liefern und auch die Verbindung zwischen makroökonomischen Zyklen und (Kunstmarkt-)Preisen demonstriert werden konnte, deutet unser Datensatz auf die Grenzen solcher Modelle hin. Auktionspreisrekorde kommen oftmals unter Bedingungen von extremen Angebotsbeschränkungen zustande, die mit idiosynkratischen Bedeutungsverschiebungen (von hedonischen Gewichten) und/oder sozialem Überbietungswettbewerb einhergehen.«

Dr. Christophe Spaenjers ist seit 2011 Assistenzprofessor für Finanzwissenschaft an der École des hautes études commerciales (HEC) Paris. Seinen PhD erhielt er von der Universität Tilburg im gleichen Jahr. Während der Dissertationsphase führten ihn Forschungsaufenthalte an die London Business School, die Columbia Business School, New York City, und an das International Center for Finance at Yale University, New Haven, CT. Er publizierte in Zeitschriften wie Journal of Financial Economics, American Economic Review (P&P), Management Science oder Oxford Economic Papers.

Die Veranstaltung basiert auf einer Kooperation von KIM im Innovations-Inkubator der Leuphana Universitaet Lueneburg und Kunstraum der Leuphana Universitaet Lueneburg. Das Großprojekt Innovations-Inkubator der Leuphana Universitaet Lueneburg wird von der EU im Rahmen des EFRE, Europaeischer Fonds fuer regionale Entwicklung, sowie vom Land Niedersachsen gefoerdert.

Literatur

Andrea Fraser, »There’s No Place Like Home«, Whitney Museum of American Art, New York City, 2012, S. 29

Texte zur Kunst Nr. 83, 2011