Zwischen Intervention und Performance. Die revolutionäre Theaterpraxis von Asja Lācis im Kontext der sowjetischen Avantgarde

Wintersemester 2023/24

Mit dem Seminar setzen die Kultur- und Theaterwissenschaftlerin Mimmi Woisnitza und die Künstlerin und Regisseurin Konstanze Schmitt ihre künstlerisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit zu der avantgardistischen Theatermacherin Asja Lācis fort. 

Anliegen ihres Forschungsprojektes „Offene Beziehungen“ ist es, Lācis als bedeutende Mittlerin der Avantgarden in Lettland, Sowjetrussland und Deutschland im deutschsprachigen Raum sichtbar zu machen und sie, die hier vor allem als Mitarbeiterin von Bertolt Brecht und Geliebte von Walter Benjamin bekannt ist, damit aus dem Schatten der männlichen Protagonisten herauszuschreiben. Anliegen ist, die von ihr erarbeitete revolutionäre Laientheaterpraxis, bei der es um kollaborative und nicht-hierarchische Formen der partizipativen Stückentwicklung und Bühnengestaltung ging, zu fokussieren: Gefragt wird nicht nach der Einzelakteurin, sondern nach ihrer relationalen Arbeitsweise mit Beziehungsgefügen, in denen und aus denen heraus sie ihre theatralen Verfahren entwickelte.

Gemeinsam mit den Studierenden möchten wir sowohl die aktivistische Kunstpraxis von Lācis in ihrem spezifischen historischen Kontext vergegenwärtigen als sie auch in ihrer performativen Praxis erfahrbar machen. Welche Relevanz haben diese Ansätze heute? 

Ausgehend von Lacis Manifest „Die neuen Formen in der Theaterkunst“ (1921) werden wir uns im Seminar durch Lektüre und performative Forschung an Asja Lācis’ Praxis annähern, insbesondere dem proletarischen Kindertheater, dem revolutionären Arbeitertheater im Untergrund und dem über Land fahrenden Kolchostheater. Dafür werden wir uns mit den Traditionen des Arbeitertheaters, mit Agitprop und Proletkult, mit Meyerholds Biomechanik, Sergej Tretjakows Biographie des Dings und Brechts Straßenszene beschäftigen. 

In gemeinsamer Lektüre und performativer Recherche werden wir uns dieses Feld erschließen. Dazu gehören in zwei Blockveranstaltungen (je Freitag/Samstag) die theoretische Auseinandersetzung ebenso wie die praktische Annäherung an Lācis’ Methoden.