The Professor´s Body. On Academic Affect and Habitus
Ausstellung mit Leda Bourgogne und Veranstaltungsprogramm mit Franzis Kabisch, Ho Rui An, Rahel Spoerer und Maximiliane Baumgartner
23.10.2024 - 27.11.2024
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Wie bell hooks in ihrem 1993 erschienenen Essay „Eros, Eroticism, and the Pedagogical Process“ feststellte, sind Körper von Professor*innen von „Verdrängung und Verleugnung“ gekennzeichnet. Gefangen in der längst erschöpften kartesianischen Trennung zwischen Körper und Geist, scheint die Lehre an den Hochschulen weiterhin eine vorwiegend entkörperte Angelegenheit zu sein. In einem solchen Umfeld bleibt die Sprache zur Artikulation dessen, was der professorale Körper ist, erheblich unterentwickelt; im Besonderen hinsichtlich seiner Verschränkungen mit den strukturellen Dimensionen von Gender und race.
Das öffentliche Programm im Kunstraum wird sich auf eben jenen Körper als Ort disziplinärer Macht, wie auch radikaler pädagogischer Emanzipation konzentrieren. hooks betont, dass es eine latente transgressive Qualität in der Hochschullehre gibt, die eine kritische Analyse von Macht und Lust erforderlich macht. Eine solche Analyse muss mit dem anhaltenden Versagen vieler Universitäten einsetzen, auf die unzähligen Beispiele geschlechterbasierter Diskriminierung und Gewalt von weiblichen und nicht-binären Studierenden Antworten zu finden.[1] Die anhaltende Schwierigkeit von hooks’ Appell wird jedoch deutlicher, wenn man die intensiven Diskussionen in der feministischen Theorie und in der akademischen Welt über die Beziehungen zwischen Studierenden und Lehrenden in Fällen wie Jane Gallop, der Autorin von Feminist Accused of Sexual Harassment, oder in jüngerer Zeit Avital Ronell, der NYU-Professorin, die von einem ehemaligen queeren Student der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde, betrachtet. In Anlehnung an Amia Srinivasans jüngste Forderung nach einer „Sexualethik der Pädagogik“ versucht The Professor’s Body, die rechtlichen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu ermitteln, die notwendig sind, um Diskriminierung von Transgression zu unterscheiden.
Das öffentliche Programm und das dazugehörige Seminar finden im Rahmen einer Ausstellung der Künstlerin Leda Bourgogne statt. Neben einer groß angelegten Installation werden eine Reihe neuerer Zeichnungen und Skulpturen gezeigt, die in ihrer taktilen Porosität die sonst unsichtbaren Begehren und Empfindungen von Studierenden und Professor*innen erfassen.
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[1] Eine Studie aus dem Jahr 2022 ergab, dass 66 % der sich als Frauen identifizierenden und 74 % der nicht-binären/gender-non-conforming Studierenden sexuelle Belästigung und und Gewalt erlebt hatten.
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Leda Bourgogne (geb. 1989 in Wien) absolvierte ihr Studium der Freien Kunst an der Städelschule Frankfurt am Main bei Prof. Judith Hopf. 2017 gewann sie den Absolvent*innenpreis der Städelschule und des Portikus und erhielt unter anderem Stipendien der Hans und Stefan Bernbeck-Stiftung Frankfurt am Main, der Ernst Göhner Stiftung Zug sowie der Stiftung Kunstfond Bonn und das Atelierstipendium London der Hessischen Kulturstiftung In ihrer künstlerischen Praxis verarbeitet Leda Bourgogne Fragen nach dem menschlichen Körper in seiner philosophischen, poetischen sowie psychischen Dimension und Beschaffenheit. Mit objekthaften Malereien, Zeichnungen, lyrischen Texten sowie Performances und Installationen bringt die Künstlerin Vorstellungen von Körperlichkeit, Versehrtheit und Heilung in ein tiefgründiges Spannungsfeld aus fragmentarischen Rückbezügen und Verkettungen. Ihre künstlerische Arbeit wurde neben weiteren Ausstellungshäusern im Westfälischer Kunstverein in Münster, im Kunstverein Braunschweig, am Istituto Svizzero in Rom, im Fragile Berlin und im Museum Frieder Burda in Baden-Baden, im Helmhaus in Zürich, sowie in der Vleeshal in Middelburg ausgestellt. Leda Bourgogne lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten sind Teil privater sowie institutioneller Sammlungen.