The Embedded Critic. Writing About Art in Latin America

Vortrag und Diskussion mit Florencia Malbrán
8. Juni 2017

Um die Kunstkritik im Lateinamerika des 20. Jahrhunderts in den Blick zu nehmen, legt dieser Vortrag einen strategischen Fokus auf das Schreiben dreier bemerkenswerter Frauen: Nelly Richard, Suely Rolnik und Marta Traba.

Alle drei teilen eine Vorstellung von Kritik, die auf Roland Barthes’ Idee eines »immer im hier und jetzt geschrieben[en]« Textes basiert und vertreten die Ansicht, dass Beschreibungen weder neutral sind, noch von einer »aseptischen« oder »entfernten« Sprecher_innenposition aus geschrieben werden. Sie positionieren sich in Relation zur Diskussion um die Präsenz der Kritiker_in, die sich nicht länger in Distanz zum Kunstwerk befindet, sondern ihr »Anwesend-Sein« nachgerade hervorhebt.

Alle drei Autorinnen unterhielten enge Beziehungen zu Künstlerinnen, legten künstlerische Arbeiten frei, die vor ihren Augen entstanden und schrieben Bildern Bedeutung ein. In ihrer Kunstkritik gewannen Arbeiten von Lotty Rosenfeld, Lygia Clark und Beatriz González neue Dimensionen.

Die drei Kritikerinnen spielten eine zentrale Rolle dabei, den Kunstszenen, in die sie jeweils eingebettet waren (Chile, Brasilien, Kolumbien), ein Gesicht zu verleihen, indem sie lokale Kunstwerke in einen globalen Kontext setzten und auswerteten, wie lokale und globale Wertungen zusammen- oder auseinanderfielen. Alle drei trieb die Überzeugung an, dass Kunst zu den theoretischen Debatten um Nationalismus, postkoloniales Denken und Emanzipation beitragen kann. So waren sie vor allem entschlossen zu befragen, wie Kultur in unterschiedlichen Kontexten und unter verschiedenen Bedingungen funktioniert.

Florencia Malbrán ist Craig M. Cogut Visiting Professor in Latin American and Caribbean Studies an der Brown University in Providence und Mitarbeiterin an der New York University in Buenos Aires. Als Kuratorin organisierte sie Ausstellungen in Argentinien, Nordamerika, Kanada, Brasilien, Kolumbien und Paraguay. Derzeit arbeitet Malbrán an einem Buch zu Postkolonialitaät und Globalisierung: »Contemporary Folds: Latin American Art and Literature in the 21st Century«.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Graduiertenkolleg »Kulturen der Kritik«.