Der Bäcker gibt mir das Brot auch so

Lyrik-Lesung von Julia Mantel (Frankfurt am Main)
26. Mai 2018

mit einer Einführung von Ulf Wuggenig (Leuphana Universität Lüneburg)

Als Absolventin der Angewandten Kulturwissenschaften der Universität Lüneburg aus den 1990er Jahren war Julia Mantel an mehreren Kunstraum-Projekten der Anfangsphase beteiligt. Obwohl sie sich später auch im Feld der zeitgenössischen Kunst bewegte wählte sie als ihr primäres Feld der Kulturproduktion jedoch das der Literatur. In diesem Universum ist sie als Lyrikerin in großer Entfernung zum kommerziellen Pol tätig.

Ihr dritter Lyrik-Band – »Der Bäcker gibt mir das Brot auch so« – mit rd. sechzig Gedichten ist im Mai 2018, gerade in dieser Woche, in der edition Faust in Frankfurt am Main erschienen. Dies war vor dem Hintergrund ihrer Befassung nicht nur mit dem Thema »Prekarität«, sondern auch mit dem »Körper« und dem »männlichen Prinzip« der Grund, weshalb sie vom Kunstraum zu einer Lesung im gemeinsamen Rahmen mit der Performance und dem Kurzvortrag – dem vorgetragenen Manifest – von Isabel Fontbona eingeladen wurde. Im begleitenden Projektseminar »Building the Body« hat sie als Gast die Rolle der Erinnerung an punk-poet Kathy Acker übernommen, die in den Feldern von Literatur und Feminismus nicht zuletzt über ihre Darstellung der Schwierigkeiten hervorgetreten ist, über ihre Praxis des Bodybuilding zu schreiben.

Seit 2005 betreibt Julia Mantel auch ein Label als Designerin, eine »Handstrick-Kollektion« mit der auf die verbreitete Prekarität in Feldern der nicht-kommerziellen kulturellen Produktion referierenden, für sich sprechenden Bezeichnung »unvermittelbar« (http://www.unvermittelbar.de). In diesem Rahmen stellt Julia Mantel, auch in Kooperation mit anderen Designerinnen, u.a. Textilien her, die im theoretischen »doing gender«-Bezugsrahmen von Candace West und Don Zimmerman der Gruppe der Paraphernalia bzw. Zeichen jener »sex category« zuzurechnen sind, welche nicht zuletzt dazu herangezogen werden, die im System »männlicher Herrschaft« und in der entsprechenden doxa des von dieser Struktur mental durchdrungenen »Volkes« fest verankerte Geschlechterbinarität zu reproduzieren. Wenn Julia Mantel sich bereit fand, Zeichen dieses Typs auch für die Performance von Isabel Fontbona herzustellen, dann auch mit der Absicht der ironischen symbolischen Brechung mit dem Typus der Wettkampf Bikinis im regulierten Feld des weiblichen Bodybuilding, aber auch mit der Intention, dazu beizutragen, Aspekte des sozialen Prozesses der Konstruktion bzw. Naturalisierung von Geschlecht inklusive der paradoxen Effekte des weiblichen Bodybuilding reflexiv zu erhellen.