BIGNES? Kritik der unternehmerischen Stadt

Vortrag und Fimbeispiele von Jochen Becker und Madeleine Bernstorff (Berlin)
22. Juni 2001

Bigness, so die spöttische Bemerkung des niederländischen Architekten Rem Koolhaas, sei der Gipfel der Architektur. Koolhaas verweist hierbei auf seinen stadtteilgroßen Bahnknoten ‘EuraLille’, da nur mehr Größe ein “Regime der Komplexität” sowie die “geballte Intelligenz der Architektur” mobilisieren könne.

Ausgangspunkt für das Buch war eine Einladung der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Der dortige Shoppingkomplex ‘Neue Mitte Oberhausen’ wirkt wie eine Blaupause für kommende Urban Entertainment Center und läßt sich vielfach beschreiben: als überbewertete Erlebnis-Einkaufs-Welt, tollkühnes Stück Investorendreistigkeit, Umbau des Ruhrgebiets oder als nicht zu unterschätzende Neuformierung einer Region, ihrer Verwaltung und des soziokulturellen Lebens.

Aber auch anderswo zeichnet sich eine Welle großmaßstäblicher Projekte ab, die tief in die städtische Struktur, Kommunalpolitik, Kultur und Image der Städte eingreifen sowie den “postindustriellen Strukturwandel” verbildlichen sollen. Dies ist nicht der Rückzug der Politik, sondern deren neue Formatierung. Die unternehmerische Stadt zeigt sich hierbei nicht etwa als Rückzug der Politik, sondern als Testfall neuer Regierungstechniken.

BIGNES? schreibt sich hier nicht mit Doppel-S und impliziert Kritik. Denn eine Frage bleibt es allemal: Wie kritisiere ich die Entwicklung großmaßstäblicher, unternehmerischer Stadtentwicklungsprojekte? Das Buch löst dies in unterschiedliche Perspektiven auf, in denen sich Stadt aus Konflikten und Widerstandsmomenten zusammensetzt. In knapp 30 Beiträgen untersuchen die AutorInnen bestehende städtische Diskurse oder aber setzen ihren aktivistischen und künstlerischen Hintergrund zur Herstellung von Gegenbildern ein.

Jochen Becker (Hg.): BIGNES? Size does matter | Image/Politik | Städtisches Handeln Kritik der unternehmerischen Stadt, b_books Verlag, Berlin, 2001. 280 Seiten, 32 Mark

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