|
|
|
05/18 – 06/18/2006
Marion von Osten
in Zusammenarbeit mit Studierenden der
Universität Lüneburg (Christiane Autsch, Kristina Geertz, Ludmila Gerasimov, Julia Hammer, Rahel-Katharina Hermann,
Katharina Looks, Jenny Nachtigall, Maria Petersen, Kathrin Roes, Stephanie Schneider, Frauke Schnoor, Stephanie Seidel,
Valentina Seidel, Nike Thurn, Anna Till)
18. 05. 2006 - Eröffnung
19. - 20. 05. 2006 - Making Worlds
Offener Workshop der Projektgruppe <reformpause>, dem Kunstraum
der Universität Lüneburg und Mitgliedern des Instituts für Kulturtheorie
mit Gästen: Madeleine Bernstorff, Julia Franz, MeineAkademie Berlin,
Preclab Forschungsgruppe Hamburg, Katja Reichard und Axel John Wieder.
Das Projekt <reformpause> im Rahmen des umfassenderen Projekts <Making
Worlds> mit Marion von Osten bezieht sich auf den lokalen Kontext des
Kunstraum der Universität Lüneburg, der auf dem Campus liegt und zu
dessen Programm es gehoert, KünstlerInnen einzuladen, die gemeinsam mit
Studierenden Projekte entwickeln. <reformpause> schließt an Fragestellungen
vorangegangener Ausstellungen, Publikationen und Debatten zu Campusarchitektur
und Bildungsthematik (vgl. Christian Philipp Müller; Roger M. Buergel
/ Ruth Noack, Thomas Locher / Peter Zimmermann) des Kunstraum der Universität
Lüneburg an.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Universitätsreform und der populistischen
Debatten um sog. Bildungsnotstände haben die Künstlerin Marion von Osten
sowie DozentInnen und Studierende der Kunst- und Bildwissenschaften der
Universität Lüneburg die Geschichte der Bildungsreformen seit den 60er
Jahren bis heute wie auch die Kritiktradition an universitären Wissensräumen
recherchiert und nach ihrer Anschlussfähigkeit zu heutigen Debatten befragt.
Mit der Analyse der Papiere der Bologna-Konferenz und dem damit verbundenen
europäischen Reformprozess sowie den Thesen zum "Neuen Geist des
Kapitalismus" von Luc Boltanski und Eve Chiapello wurde im Wintersemester
2005/ 06 ein mehrstufiges Seminar begonnen. Es untersuchte, ob und in
welcher Weise Modelle der 60er und 70er Jahre den heutigen Veränderungsprozessen
als Vorbild dienten (insbesondere gemäß der Cité der Inspiration
und der projektorientierten Cité im Sinne von Boltanski/Chiapello),
um den aktuellen Umbau von Bildungsinstitutionen zu legitimieren. Es widmete
sich auch der Frage, ob es sich dabei um einen primär ökonomisch orientierten
Wandel handelt, dem eine Markt- und Effizienzideologie (entsprechend den
Cités der Industrie und des Marktes) zugrunde liegt, die eine Re-Disziplinierung
von Studierenden und DozentInnen versucht sowie auf eine zusätzliche
Bürokratisierung der Strukturen hinausläuft. Eine weitere Hypothese,
die verfolgt wurde, sieht im gegenwärtigen universitären Wandel partiell
eine neokonservativ fundierte Rückkehr zur hierarchischen Ordinarienuniversität
der 1960er Jahre.
Für die Ausstellung im Kunstraum wurde eine neue Arbeit entwickelt, welche die
Debatten und Strategien einer umfassenden Mobilisierung zur Wissensgesellschaft
bereits in den 60er und 70er Jahre nach verfolgt. Veranstaltung und Ausstellung
im Mai nehmen somit auch auf historische und aktuelle Kämpfe um eine
alternative Wissensproduktion Bezug. Denn die Frage, die mit den aktuellen
Reformprozessen und der Standardisierung des Studiums einhergeht, lautet, welche
Praktiken anderer Wissensräume heute produktiv für neue Subjektivitäten,
Allianzen und Koalitionen sein könnten und wie aus dieser Perspektive heute
eine angemessene Kritik an Bildungskonzepten und Reformen zu etablieren wäre.
Dazu wird ein Workshop vom 19. - 20. Mai veranstaltet, an dem geladene Gäste
aus ihren Forschungs- und Aktionsfeldern berichten. Eine Publikation der
Beiträge ist geplant.
<reformpause>
wird aufgrund der Aktualität der Debatte während der Ausstellungszeit in den
Campus intervenieren, mit einer Plakat- und Wandzeitungsaktion und einer
Filmreihe. Die Wandzeitung, die das Format der Zeitung <plakat> aus der
Studentenbewegung der 70er Jahre aufgreift, ist auf der Rückseite im
Zeitungslayout und auf der Vorderseite als Siebdruckplakat gestaltet. In der
Lüneburger <plakat> Ausgabe stellen Studierende ihre Recherchen und
Texte zu den folgenden Themenschwerpunkten vor: Chancengleichheit /
Bildungsnotstand, Humankapital / Das Subjekt der Bildungsreform, Neue
Anforderungsprofile / Mobilitätsimperativ, Studentenproteste 68 ff / Die europäische
Dimension: Der Bologna-Prozess und seine politische Instrumentalisierung. Die
Zeitung des Projektes diskutiert, wie und mit welchem Vokabular derzeit
Universitäten reformiert werden sollen und auf welchen historischen
Traditionen diese Argumentation beruhen.
An verschiedenen öffentlichen Orten (Hörsäle, Kunstraum, Seminarräume) wird
ein <pausenkino> programmiert, in dem die Auseinandersetzung und Kritik
an Bildungsinstitutionen und -konzepten durch historische und aktuelle Film-
und Videoarbeiten auf den Campus zurückgetragen wird. Die Filmauswahl wird von
Marion von Osten in Zusammenarbeit mit Madeleine Bernstorff zusammen gestellt.
Filme im <pausenkino> von:
Claudia Alemann, Lindsay Anderson, Danielle Huillet & Jean-Marie Straub,
MeineAkademie, Daniel Schmid, Gus van Sant, Cecilia Wendt und Frederick
Wiseman.
Das Gesamtprojekt <Making Worlds> ist als Kooperation des Kunstraum der
Universität Lüneburg mit Marion von Osten in das Projekt transform
eingebunden, das vom eipcp in Wien koordiniert und von der EU im Rahmen des
Culture 2000 Programms gefördert wird.
|