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Phase 2: Trans-Actions
Dealing with— Some books, visuals, and works related to American Fine Arts, Co.
Art Club 2000, Patterson Beckwith, J. St. Bernard, John Dogg, Jackie McAllister, James Meyer
in der Halle für Kunst sowie Stephan Dillemuth, Loretta Fahrenholz, Karl Holmqvist,
Phillip Zach im Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg
Secrétaires
Carissa Rodriguez, Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg
Kuratiert von Julia Moritz in Kooperation mit dem Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg,
Valérie Knoll und Hannes Loichinger, Halle für Kunst, Lüneburg, und Magnus Schäfer, Berlin
28. Mai – 11. Juli 2011
Eröffnung: Freitag, 27.05.2011
17–19h Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg
19–21h Halle für Kunst
Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg, Campus Halle 25
Öffnungszeiten Di–Do, Sa 14–18h
Halle für Kunst, Reichenbachstr. 2, D–21335 Lüneburg
Öffnungszeiten: Mi–So 14–18h
Die Ausstellung »Demanding Supplies – Nachfragende Angebote« gliedert sich in drei
aufeinander aufbauende Phasen. Sie zeigt verschiedene künstlerische Positionen zum Thema
Kunst und Markt. In der zuvor von der Gruppe nOffice (Markus Miessen, Ralf Pflugfelder,
Magnus Nilsson) realisierten Ausstellungsarchitektur »Enabling Space« entfalten sich in
Phase 2 des Projekts – »Trans-Actions« – zwei räumlich und inhaltlich benachbarte
Präsentationen: »Secrétaires« und »Dealing with— Einige Bücher, Bilder und Arbeiten
zu American Fine Arts, Co.«.
Mit dem Fallbeispiel der New Yorker Galerie American Fine Arts, Co. wird ein Phänomen der
jüngsten Kunstgeschichte thematisiert, das die üblicherweise als Gegensätze betrachteten
Formen von händlerischer und künstlerischer Praxis in einer distinktiven Form
zusammenführte. So handelte es sich bei der vom US-amerikanischen Kunsthistoriker
James Meyer kuratierten Ausstellung »What happened to the Institutional Critique?«
um einen kommerziell schwer verwertbaren, inhaltlich jedoch wegweisenden Beitrag zum
institutionskritischen Diskurs – und dennoch um eine Verkaufsschau in den Räumen dieser
Galerie. Die Ausstellung fand sich im Programm von American Fine Arts, Co. neben Versuchen
der Überschreitung traditioneller Rollen des Kunstfeldes in Richtung massenkultureller
Appropriationen, wie sie insbesondere vom Kollektiv Art Club 2000 verfolgt wurden.
Auch Colin de Land (1955-2003), der Gründer und Inhaber der Galerie, dem mittlerweile
selbst ein legendärer Status zukommt, agierte auf den ersten Blick widerspruchsvoll.
Das Programm der Galerie und die daran anknüpfenden Aktivitäten zeichneten sich nicht
durch vordergründige Kohärenz aus; de Land war unter verschiedenen Pseudonymen selbst
in die Konzeption künstlerische Projekte involviert, realisierte kunsttheoretische
Seminare für Sammler/innen, die nicht zuletzt wiederum dem finanziellen Erhalt der Galerie
dienten, war aber auch maßgeblich an der Gründung der Armory Show beteiligt, die heute
zu den bedeutendsten internationalen Kunstmessen zählt.
An diesem Beispiel werden gleichermaßen Prozesse der zunehmenden Dekonstruktion eines
auf Autonomie gegründeten Kunst- und Kritikbegriffs wie einer wachsenden professionellen
Flexibilisierung deutlich. »Dealing with— « fragt nach den Erscheinungen, Bedingungen
und Konsequenzen solcher Tendenzen zur Entdifferenzierung im künstlerischen Feld.
American Fine Arts, Co. fungierte für viele der heute etablierten Künstler/innen
als frühe Plattform und maßgebliche Quelle von Inspiration. Was lag dem historischen
Moment dieses eigenwilligen Gruppenportraits des künstlerischen und theoretischen
Diskurses im späten 20. Jahrhundert zugrunde? Wie erlangte es symbolischen und materiellen
Wert? Und wie lassen sich seine distinktiven Strategien analysieren und diskutieren,
ohne dem Reiz hagiographischer Rekonstruktion zu erliegen? Auch für die gegenwärtige
Generation junger Kurator/innen, Kritiker/innen, Kunsthändler/innen und Künstler/innen
bleibt die Galerie Faszinosum – zugleich wirft sie eine Reihe von Fragezeichen auf.
»Dealing with— « wurde in Kooperation mit dem kuratorischen Team der Halle für Kunst
– Valérie Knoll und Hannes Loichinger – sowie dem Berliner Kunsthistoriker
Magnus Schäfer entwickelt und realisiert. Die Ausstellung gibt einen differenzierten
Einblick in Archivbestände und künstlerische Fragenkomplexe des weit über New York
hinausreichenden kreativen Feldes, in dessen Zentrum American Fine Arts, Co. situiert
war. Innerhalb von »Dealing with— « wird die Auseinandersetzung über das Wechselspiel
von symbolischer und materieller Valorisierung, von Konformität und Devianz, von
Verneinung und Affirmation des Ökonomischen im künstlerischen Feld exemplarisch
anhand von American Fine Arts, Co., aber auch in allgemeinerer Form geführt.
Die Halle für Kunst zeigt eine umfangreiche Präsentation der Galeriebibliothek, von
Künstler/innen und Kunsthistoriker/innen eigens in Vitrinen arrangierte, erstmals
gezeigte Dokumente aus dem Galeriearchiv sowie eine Auswahl von künstlerischen
Arbeiten, an deren Entwicklung Colin de Land selbst beteiligt war. Für den Kunstraum
der Leuphana Universität Lüneburg übersetzen Stephan Dillemuth,
Loretta Fahrenholz, Karl Holmqvist und Phillip Zach diese Fragen in neue künstlerische Arbeiten:
Stephan Dillemuth reflektiert seine Zusammenarbeit mit Colin de Land über eine
Neupräsentation spezifischer Versatzstücke seiner Ausstellungen bei American
Fina Arts, Co. Gemeinsam mit dem Kurator Axel John Wieder wird er sein Vorgehen,
das er als »bohemistische Forschung« bezeichnet, in einem Künstlergespräch diskutieren.
Die Filmemacherin Loretta Fahrenholz zeigt ihren Spielfilm »HAUST« (2010). Begleitend ist ein Einblick in die Sammlung von Video- und
Super-8-Filmen von Colin de Land, heute im Besitz der Archives of
American Art am Smithsonian Institute in Washington, zu sehen.
Karl Holmqvist – seit längerer Zeit aktiver Benutzer der Galerie-Bibliothek – nimmt eine
bezeichnende Auswahl bestimmter Titel der Kollektion vor. Phillip Zach
schließlich recherchierte für die Ausstellung im Nachlass von American Fine Arts, Co.
in New York. Fragmenten seiner diskursiven Funde kann man in einer die Ausstellungsräume
durchquerenden Textinstallation begegnen. In beiden Orten der Ausstellung finden
zusätzlich Seminare, Workshops und Vorträge statt.
Parallel zu dieser Thematisierung des Phänomens der Mechanismen künstlerischer Märkte
beleuchtet die Künstlerin Carissa Rodriguez das Problem der professionellen Verortung
in der Kunstwelt. Auch sie agiert in einer Doppelrolle. Einerseits stellt sie als
Künstlerin selbst in Galerien aus, andererseits fungiert sie als Co-Direktorin der New
Yorker Galerie Reena Spaulings Fine Art, benannt nach einer Romanfigur aus der Feder der
Künstlergruppe Bernadette Corporation. Die Beschäftigung mit den Arbeitsbedingungen für
Künstler/innen auf dem Kunstmarkt nimmt daher in Rodriguez’ Werk einen maßgeblichen
Stellenwert ein. Gezeigt wird ihre raumgreifende Installation »Secrétaires«. Sie umfasst
ein Arrangement aus dysfunktionalen Schreibtischmöbeln, kombiniert mit einer von der
Künstlerin vorgenommen Auswahl von Anzeigen aus dem Kunstmagazin Artforum, das nicht
zuletzt für die Verbindung von avanciertem Kunstdiskurs und exzessiver Galerienwerbung
bekannt ist. Für die Präsentation im Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg
erweiterte Rodriguez ihre Arbeit um einen wesentlichen Aspekt. Mit dieser Komponente
stellt sie die generative Unschärfe von Realität und Fiktion sowie die unweigerliche
Gleichzeitigkeit von sozialer In- und Exklusion als konstitutiven
Wertzuschreibungsmechanismus von Glamour heraus.
Weitere Termine
Mo 06.06.11, 19h SCALA Programmkino, Apothekenstr. 17, 21335 Lüneburg, 04131.2243224
Filmvorführung John Waters’ »Pecker« & Loretta Fahrenholz’ »HAUST« mit einer Einführung von
Valérie Knoll
Sa 18.06.11, 19h Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg
Künstlergespräch Axel John Wieder & Stephan Dillemuth mit Hannes Loichinger & Julia Moritz
Do 30.06.11, 20h Halle für Kunst
Vortrag Magnus Schäfer: »Eine Bibliothek auspacken«
Do 07.07.11 Verleihung »Daniel Frese Preis für zeitgenössische Kunst«
November 2011 Eröffnung Phase 3 »Demanding Supplies – Nachfragende Angebote«
Die Ausstellung basiert auf einer Kooperation des Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg mit dem
im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) von der EU und dem Land Niedersachsen
geförderten Projekt KIM, Innovations-Inkubator der Leuphana Universität Lüneburg, sowie auf der Ebene von
»Dealing with—« mit der Halle für Kunst, Lüneburg.
www.kim-art.net
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