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SCHRITTE ZUR FLUCHT VON DER ARBEIT ZUM TUN |
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06.03. - 16.05.2004
3. März, 20 Uhr im "Ladengold", Körnerstr. 48, Köln-Ehrenfeld: Seit 1998 hat die Protestform der Escraches in Argentinien immer größere
Resonanz gefunden. Das Wort "Escrache" kommt aus der Umgangssprache
und bedeutet soviel wie ans Licht bringen, "outen", markieren.
Die Demonstrationsform der Escraches entstehen als Antwort auf Straflosigkeit
der Mitglieder der Militärdiktatur. Anfangs sollten die Escraches
die Folterer, Mörder und Komplizen denunzieren, indem man ihre Anwesenheit
im Viertel offensichtlich machte. Die Taktik führte zu einem unerwarteten
Effekt: Die, die "markiert" worden waren, erfuhren die Abscheu
ihrer Nachbarn, viele mussten umziehen.
In der Ausstellung gibt es viele Kooperationen und Querverbindungen,
die sich im Lauf des Projektes unter den TeilnehmerInnen ergaben. Das Archiv Tucumán Arde (siehe oben) und der Atlas Gesellschaft und Wirtschaft von Gerd Arntz und Otto
Neurath (1930), der in Kooperation mit der Universität Lüneburg
aktualisiert wird. Graciela Paredes (Buenos Aires) schreibt Tierfabeln, in denen
sich viele Verweise auf reale Begebenheiten von alltäglichen Übergriffen
und Vertreibungen in Argentinien wieder finden. Das Museo del Puerto (Bahía Blanca) bringt einem Container des Unternehmens Hamburg Süd in den Raum des Museums, in dem über die Ökonomie des Hafens und der Bewohner des Stadtteils Ingeniero White berichtet wird. Es zeichnet die Geschichte seines Stadtteils auf - eine Immigrationsgeschichte, die sich heute umgekehrt hat zu einer Geschichte der multinationalen Investoren, der Petrochemie und einer vergessenen Bevölkerung. Das Museum arbeitet gegen dieses Vergessen, indem es Formen der Kommunikation zwischen der Geschichte und der Lebenswelt der Nachbarn herstellt. Dierk Schmidt (Berlin) malt ein Bild von der deutschen Niederlassung der Chemieunternehmens DOW in Stade, das er dem Museo als Schenkung überlässt. Alice Creischer & Andreas Siekmann entwerfen Anzüge, auf denen die Geschichte und Beziehungen des G8 Treffens in Köln und der Besetzung der Fabrik Brukman in Buenos Aires dargestellt sind. Die Entwürfe werden von den SchneiderInnen der Fabrik umgesetzt. Colectivo Situaciones (Buenos Aires) präsentieren die deutsche
Fassung ihres Buches über den ESCRACHE. Sie führen einen Briefwechsel
über Bildpolitik, der in Teilen in der Ausstellung gezeigt wird. Bernadette Corporation (New York/ Paris/ Berlin) zeigen Broschüren zum Gebrauch des Begriffs Krise. In der Videolounge des Museums Ludwig zeigt Antek Walczak einen Science Fiction Film über eine konspirative Gruppe in den Kellern des privatisierten Centre Pompidou. Grupo de Arte Callejero (Buenos Aires) machen seit 1997 Interventionen im öffentlichen Raum von Buenos Aires. Die Gruppe entwirft Verkehrszeichen, Plakate und verfremdet Logos, die konkret am Ort die spezifische Repression kennzeichnen und die zugleich eine autonome Kartographie bilden. Für die Ausstellung recherchiert sie zu Daimler Benz, Siemens und Benetton und deren Verbindungen mit der argentinischen Militärregierung und der gegenwärtigen Wirtschaft. Stefan Dillemuth (Hamburg) zeigt dazu ein Bühnenmodell der Sponsoren im "Corporate-Rokoko": das Siemens Hoftheater. Bureau d´Etudes (Paris) entwerfen ein Organigramm über die Ursachen der Krise in Argentinien im Vergleich zur Krise in Südostasien. Etcétera (Santiago de Chile/ Buenos Aires) haben sich seit Mitte der 90er Jahre mit Performances an den Escraches gegen die nicht bestraften Verbrecher der Juntazeit beteiligt. Sie zeigen großformatige Fotos der Aktionen und Skulpturen der Gente armada (was zugleich "bewaffnete" und "konstruierte" Leute sind). Die Glücklichen Arbeitslosen, die seit Mitte der 90er Jahre viele Aktionen im öffentlichen Raum und auf Arbeitsämtern, in Restaurants, Schwimmbädern gemacht haben, veranstalten ein Bankett für geladene Gäste im Museum. Minze Tummescheit (Berlin) dokumentiert in ihrem Film Jarmark Europa die Handelswege von zwei Frauen, die ihre Waren in Russland billig einkaufen und auf dem Jarmark in Warschau verkaufen, einem großen halblegalen Markt, der beispielhaft für die Ökonomie und Überlebensbdingungen in den ehemaligen Ostblockstaaten ist. "Entre/acte". ("8 minutes turnées en super 8 en novembre 1997 entre la Quiaca (Argentine) et Villazon (Bolivie)", extract from the archives of "maquettes-sans-qualité" (1997) ist ein Kurzfilm, der eine ähnliche Situation an der Grenze zwischen Argentinien und Bolivien dokumentiert. Matthijs de Bruijne (Amsterdam/ Buenos Aires) hat ein Jahr lang eine Gruppe von Müllsammlern in Buenos Aires begleitet und mit ihnen gearbeitet. Auf seiner Internetseite www.liquidacion.org präsentiert und verkauft er Gegenstände, die die Cartoneros im Müll finden, und ihre Träume. Jürgen Stollhans (Köln) zeigt eine Serie von Tafelzeichnungen zum Berliner Bankenskandal nebst Kommentaren zur Kölner Wirtschaft. León Ferrari (Buenos Aires) untersucht in seinen Collagen die Nähe zwischen den Folterungen der Militärdiktatur und den Höllenphantasien der katholischen Kirche. Der 82jährige Konzeptkünstler, der auch Mitglied von Tucumán Arde war, ist für die junge argentinische Kunstszene ein wichtiger Zeitzeuge. Er zeigt Collagen von Darstellungen des jüngsten Gerichtes. Eduardo Molinari (Buenos Aires) baut unter der Treppe des Museums eine klandestine Wohnung. Durch die Zimmer hindurch verläuft eine imaginäre Route, auf deren Etappen u.a. der "Camino real" (den Handelsweg der spanischen Kolonialherrn) mit aktuellen Wirtschaftsformen - etwa den Zugriffsformen des IWF - verglichen werden. Sonia Abián und Carlos Piegari (Posadas) installieren den "Stadtviertelapparat", eine Analyse der Lebensbedingungen und Verflechtungen eines Stadtviertels in Posadas in Bildern, Liedern und Erzählungen. Azul Blaseotto (Buenos Aires) porträtiert die Oligarchie der Privatisierung von Puerto Madero, den "Docklands" von Buenos Aires. Die Gruppe Proyeto Pluja (Cordoba) zeigt Prospekte und Immobilienangebote der argentinischen Provinz Patagonien. "Special guest" Timo Berger baut eine Lyrikbar auf, um über die argentinische Literaturszene und ihre Praxis der Selbstorganisation zu berichten.
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ATLAS ist eine Kooperation im Rahmen von republicart und wird gefördert durch das Programm der europäischen Union "Kultur 2000". ![]() ![]()
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