Alternative Economics, Alternative Societies

09. bis 15. Januar 2004

Nach dem Verlust eines Gegenmodells zum Kapitalismus – wie der real existierende Sozialismus bis zu dessen Zusammenbruch eines bildete – haben es zu Beginn des 21. Jahrhunderts alternative Konzepte einer ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung schwer. “Alternativen” werden in den Industriestaaten nämlich nur dann breiter diskutiert, wenn sie die bestehenden Machtverhältnisse im kapitalistischen System und in den repräsentativen Demokratien nicht in Frage stellen. Andere sozio-ökonomische Ansätze werden hingegen als utopisch bezeichnet, abgewertet und von einer ernsthaften Auseinandersetzung ausgeschlossen, so sie überhaupt wahrgenommen werden.

Im Rahmen der themenspezifischen Installation “Alternative Economics, Alternative Societies” werden unterschiedliche Konzepte, Modelle und Utopien für alternative Ökonomien und Gesellschaften fokussiert, deren Gemeinsamkeit die Zurückweisung des kapitalistischen Herrschaftssystems ist. Zu jedem Konzept wurden Interviews geführt, aus denen im Rahmen des Projekts jeweils ein Video in englischer Sprache produziert wurde. Diese 20 bis 37 Minuten langen Einkanalvideos werden in der Ausstellung auf getrennten Monitoren gezeigt und bilden die zentralen Elemente der künstlerischen Installation.

Im Rahmen des Projekts werden alternative Gesellschafts- und Ökonomiemodelle wie “Inclusive Democracy” von Takis Fotopoulos (GB/GR), “Participatory Economy” von Michael Albert (USA) und “Freie Kooperationen” von Christoph Spehr (D) vorgestellt. Nancy Folbre (USA) spricht über ihr Konzept “Caring Labor”, Marge Piercy (USA) über die feministisch-anarchistischen Utopien ihrer Social Fantasies. Als interessantes historisches Modell wird von Todor Kuljic (YU) die Arbeiterselbstverwaltung im ehemaligen Jugoslawien in der Ausstellung thematisiert. In anderen spezifischen historischen Zusammenhängen herausgebildete Modelle wie “La Commune” in Paris (1870-1871) oder die Arbeiterkollektive während der Spanischen Revolution (1936-38) sollen im weiteren Verlauf der Arbeit thematisiert werden.

Das Ausstellungsprojekt soll in den kommenden Jahren kontinuierlich um weitere ökonomische und gesellschaftliche Konzepte erweitert werden. Diese bilden einen unhierarchisch gegliederten Pool, der Anregungen und Vorschläge zum Nachdenken über gesellschaftliche Alternativen und Handlungsmöglichkeiten anbietet. Es ist geplant, die Installation “Alternative Economics, Alternative Societies” in einer Reihe von Ausstellungen zu realisieren, die regelmäßig um neue Videos erweitert wird.

Geleitet von Oliver Ressler

https://www.ressler.at

“Alternative Economics, Alternative Societies” ist eine Kooperation im Rahmen von republicart, koordiniert von Gregor Podnar (Galerija Skuc, Ljubljana), und wird gefördert durch das Programm der europäischen Union “Kultur 2000”, der BKA-Kunstsektion in Wien, dem Kulturministerium der Republik Slowenien und dem Kultur-Ressort der Stadt Ljubljana.

http://www.republicart.net